Geboren am 17. Juli 1911 in Wien-Margareten, Sonne im Krebs mit Aszendent Skorpion; Aus Vernunft im Brotberuf Kaufmann. Aus innerer Notwendigkeit heraus Maler und Grafiker.
Die beruflich-existentielle Absicherung als Papiergroßhändler garantierte eine von gängigen Moden unabhängige künstlerische Entwicklung.
Die war entscheidend geprägt von einem Sturz über die Kellertreppe im 6. Lebenjahr: sie führte zu fast völliger Taubheit. Verständigung mit der Umwelt konnte nur lautstark ins Hörrohr und vom Betroffenen lippenlesend erfolgen. Eine schulische Ausbildung war in den 20-er Jahren des vergangenen
Jahrhunderts unter diesen Bedingungen kaum möglich.
Autodidaktik war deshalb das Gebot der Zeit. Die bildnerische Umsetzung der kaum kommunizierbaren geistigen und seelischen Vorgänge ein innerer Zwang. Der stets außen Stehende entwickelte sich zum präzisen Beobachter. Die Intensität dieses Schauens diente der Vermessung und Vertiefung der äußeren und inneren Bilder. Sie zu Papier zu bringen war der notwendige Befreiungsakt. Er erfolgte oft eruptiv und schuf Platz für neue Bilder.
Diese von Kokoschka aus Einsicht propagierte und von Mahrenbrand aus der Taubheit heraus entwickelte “Schule des Sehens” reduzierte den reinen Malprozeß auf den zeitlich kürzesten Teil des Schaffensprozesses. Die Bilder waren vor Beginn des Malaktes fertig im Kopf. Radiergummis gehörten nicht zur Grundausstattung an Malutensilien. Ab den Fünfziger Jahren ergänzten denn auch Kugelschreiber, Filzstifte und vor allem Tusche die ansonsten präferierten Materialien wie Kohle, Bister und Pastellkreiden, die der Maler im übrigen selbst herstellte.
Diese Fertigkeiten erwarb er im Selbststudium. Ende der Dreißiger Jahre frequentierte er zudem zeitweise als Privatschüler die Ateliers von Wawra, Lerch und Habermann. Parallel dazu eignete er sich aus unzähligen Büchern jenes umfangreiche künstlerische, historische und philosophische Wissen an, welches ihn lebenslang auszeichnete.
Die Anziehungskraft des Dunklen, die aus der schreienden Stille des Gesehenen und der Tiefe ansonsten kaum kommunizierbarer innerer Gefühlsprozesse resultierte, fand ihren matrerialmäßigen Ausdruck in der Anwendung von Kohle, Bister und Pastellkreiden, die einen eruptiven Malstil unterstützten.
Ausgestattet mit einem modernen Hörapparat führte die künstlerische Entwicklung in den Sechziger Jahren zur Abstraktion. Diese erfolgte nicht mehr eruptiv, sondern wohl durchdacht und fand ihren Ausdruck in anderen Materialien (Japantusche auf Folienkarton) und Techniken (Ausspartechnik). Um ein möglichst reines Weiß als graphisches sowie als zeichnerisches Element in zumeist farbiger Tuschemalerei zu erhalten, entwickelte Lucas Mahrenbrand auf der Grundlage präparierter Folienkartons einen neuen Malstil. Die ausgesparten grafischen Zeichen erzählen in der weißen Farbe der Folie die Geschichte. Sie sind von hoher symbolischer Ausdruckskraft und sie gilt es zu entschlüsseln. Der Künstler nannte diesen originären Malstil deshalb “Weiße Hieroglyphen”.
In den späten Sechziger Jahren wurde das Oevre durch die Teilnahme an Ausstellungen präsentiert:
1966 | Wien | Galerie auf der Stubenbastei |
1968 | Düsseldorf | 1. Internationale Kunstausstellung “Interfauna” |
1970 | Krems | Künstlerhaus – Stadtpark |
1971 | Bad Hofgastein | Großausstellung zusammen mit dem Bildhauer Sepp Viehauser; Ehrenschutz: Dr. Alois Mock |
1972 | Badgastein | Großausstellung zusammen mit dem Bildhauer Sepp Viehauser im Austria-Kongreßzentrum |
1973 | Wien | Künstlerhaus, “Der Mensch und die Stadt” |
Anfang der Siebziger Jahre beendeten Gefäßerkrankungen in beiden Beinen und zwei von insgesamt vier Lungeninfarkten die geplanten weiteren Ausstellungsaktivitäten. Frühpensionierung und Bettlägrigkeit mit extrem eingeschränkter Mobilität kennzeichneten die nachfolgenden zwei Jahrzehnte. Geistige Frische und Brillianz prägten diese Zeit bis zum Ableben des Malers & Grafikers Lucas Mahrenbrand am 24. März 1994.